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tagebuchgedichte 4 lovieheartsTagebuchgedichte schrieb die Autorin in den Jahren 1996-2000.
Jedes Jahr veröffentlichte sie diese, illustriert mit ihrer Lintschy-Family.
Danach erschien eine nach Themen geordnete Minibuch-Serie.
Da diese Bücher bis auf „Männer sind anders“ bereits vergriffen sind,
wurde 2011 diese Best-of-Zusammenstellung aufgelegt.

 

minibuecher

 

Geliebt werden

Oft will der Mensch
besitzen
um geliebt zu werden

Doch kann der Mensch
nur lieben
um geliebt zu werden

 

Wahrheit

Hinter dem Leid wohnt die Freiheit
Hinter der Angst wohnt das Glück
Und leiden können
heißt sich zu befreien
Und die Angst zu besiegen
Bringt die Liebe zurück

Nach dem Winter kommt Frühling
Der Finsternis folgt immer Licht
Und wer in der Kälte
der Wärme gewiß
Der fürchtet sich
auch im Dunkeln nicht

Hinter den Wolken ist Sonne
Unter dem Eis ruht das Land
Und wer seinen Himmel
klären kann
Immer wieder
Erblühendes fand

Dem Krieg folgt immer auch Frieden
Nach Ebbe kommt sicher Flut

Das sind die Wahrheiten
unseres Lebens
Und dem der sie kennt
mangelts niemals an Mut

 

Antwort

Frag mich nicht
wo die Fragen sind
Die Menschen
ihrem Leben stellen
Man hört sie nicht
auch Antwort nicht
Nur Urteile
die sie dann fällen

Frag mich nicht
wo die Hände sind
Mit denen sie
ihr Leben fassen
Man sieht sie nicht
Man sieht nur das
was sie aus ihnen
fallen lassen

Frag mich nicht
wo die Augen sind
Mit denen sie
ins Leben sehen
Man findet nur
die Höhlen blind
Wenn sie
ihre Blicke drehen

Frag mich nicht
wo die Herzen sind
Die doch
in allen Menschen schlagen

Man spürt sie nicht
Findet sie nur
wenn sie
sie zum Doktor tragen
Doch frag mich
wo die Liebe ist
Nach der
alle verzweifelt streben

In unseren Fragen
In unseren Händen
In unseren Herzen
Im sehend leben

 

Das einzig Wahre

Erst wenn das Denken schweigt
Sich wahre Liebe zeigt

Erst wenn der Atem fließt
Das wahres Leben ist

Erst wenn das Innere bebt
Man wahre Stärke lebt

Erst wenn das Fühlen lenkt
Das einzig Wahre anfängt

 

Dieses Gedicht
wurde vom Liedermacher Matthias Strauch
auf seiner CD „Das tut so gut!“ veröffentlicht

hoerprobe

 

Abgesägt

Du hast die Blume meiner Liebe zertreten
Du hast meinem Gefühl den Atem ausgehaucht

Du hast meiner Hoffnung das Licht abgedreht
Das Feuer meiner Lust wie eine Zigarette verraucht

Du hast meiner Kraft die Ärmel zugenäht
Du hast den Riesen meines Mutes verzwergt

Du hast einen Ast meines Lebens abgesägt
Und hast es nicht einmal bemerkt

 

Die heilige Hure

Du bist der Mann
Der in mir
die heilige Hure hat geweckt
Die das Kind in dir hätschelt
und deine Männlichkeit leckt

Die voll mütterlichem Stolz
vor deinen Eitelkeiten steht
Und deren Stolz in deinem Bett
vor Lüsternheit vergeht

Die mit sorgender Nachsicht
deine Spiele bewacht
Und dann spielt mit dem Feuer
mit dir in der Nacht

Die mit zärtlichen Händen
deine Seele gesundet
Und mit rotlackierten Krallen
deinen Körper aufschrundet

Die mit samtweichen Lippen
dich ins Träumeland bringt
Und mit fordernder Zunge
in deine Geilheit eindringt

Die mit heiliger Kraft
vor das Söhnchen sich stellt
Und mit weiblicher Schwäche
in deine Manneskraft fällt